Macht und Ohnmacht - zwei Seiten einer Medaille?
„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, gib ihm Macht.“
Dieses Zitat von Abraham Lincoln sagt sehr viel über unseren Umgang mit dem Thema Macht aus.
Macht fasziniert uns. Oft haben wir allerdings, zumindest unterschwellig, Angst vor dem Machtmissbrauch. Allein
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Macht bedeutet: Einfluss nehmen können, etwas machen können, aktiv sein.
Die Rückseite dieser Medaille ist die Ohnmacht, Opfer oder Objekt sein, passiv sein.
Alle, die als Elternteil oder Führungskräfte Einfluss oder eben Macht haben, wissen um die Angst vor der Ohnmacht. Da ist die Angst, dass die Dinge nicht so funktionieren, dass die Menschen nicht so reagieren, wie wir es uns vorstellen oder sich sogar ganz verweigern.
Andere wiederum laufen vor diesem Spannungsfeld davon. Sie wollen die Verantwortung für die aktive Einflussnahme ungern tragen. Dabei ist die Verweigerung von Teilnahme oder Führung ebenfalls eine Ausübung von Macht. Die meisten Eltern von kleinen Kindern und Pubertierenden oder Führungskräfte, die Veränderung herbeiführen wollen oder sollen, können davon ein Lied singen.
Unserer Meinung nach, es ist hilfreich, Macht und Ohnmacht nicht als Gegensätze zu betrachten. Es gibt das Eine nur mit dem Anderen.
Viele, die glauben, sie können da wirklich nichts machen, wollen nur nicht den Preis für ihre möglichen Handlungen zahlen. Sie scheuen das Risiko. Gleichzeitig zwingen sie dadurch Mitmenschen genau diese Verantwortung auf. - Auch eine Form von Einfluss und Macht. Die Hilflosen bleiben in der Deckung. „Sei nicht feige. Lass mich hinter den Baum.“
Die „Macher“ wiederum halten es häufig nicht aus, einen Augenblick abzuwarten, bis die Kollegen eine Idee entwickelt haben. Oder sie können es nicht aushalten, dass sich eine andere Idee durchsetzt und sie diesmal mitmachen und nicht machen.
Yin und Yang, aktiv und passiv, Macht und Ohnmacht. Es gibt das Eine nicht ohne das Andere. Wir trainieren aber meist die eine Seite besser und öfter als die andere, beherrschen sie dadurch auch besser und sind es gewohnt, die Welt aus dieser Sicht zu sehen und zu bewerten.
Wir sagen nicht, dass es einfach ist, neu- oder umzulernen.
Wir sind aber der Meinung, dass es uns freier und gelassener macht.