Wie authentisch ist echt authentisch?
Immer wieder wird sie gefordert:
Die Authentizität.
Ich setze diesen Begriff ja gleich mit Glaubwürdigkeit, manche sogar mit ehrlich und aufrichtig.
Wenn wir dies so annehmen, dann dürfte Authentizität ein Ausschlusskriterium für Diplomaten sein. Und ganz ehrlich, wie authentisch hätten Sie es denn gerne?
Sie geben einen Empfang für die besten Kunden des Unternehmens. Ihre hoffnungsvolle Nachwuchsführungskraft soll bei der Gelegenheit vorgestellt werden. Dieser kreative, innovative, kontaktstarke
junge Mensch … mit dem manchmal doch etwas lockeren Mundwerk ….
Was geht Ihnen allein beim Lesen dieser Ausgangssituation durch Kopf und Bauch?
Sie hoffen doch auch, dass er sich „etwas zurückhält“, sich „angemessen“, nicht ganz so authentisch verhält.
Eine mehr oder weniger große soziale Lüge ist für unser friedliches Miteinander Gold wert.
Ich glaube, wir sind uns einig, dass uns "angemessen" wichtiger ist als ehrlich und aufrichtig.
Gleichzeitig soll dieser Mensch aber bitte glaubwürdig sein. Sonst können wir ihm ja nicht vertrauen. - Ein echtes Dilemma!
Ein Fortschritt wäre es schon, wenn wir uns unserer sozialen Lügen bewusst werden. Und die Lügen nicht zu einer zweiten Haut wird.
Eine relativ neue Untersuchung hat übrigens einen fatalen Zusammenhang zwischen Lügen und Intelligenz bzw. Bildungsabschluss aufgedeckt. Je höher der Bildungsabschluss, desto mehr und überzeugender
wird gelogen. Vor allem mit immer mehr abnehmendem Unrechtsbewusstsein.
Die soziale Lüge als Ausdruck angemessenen Verhaltens finde ich persönlich absolut in Ordnung. Ein paar Beispiele:
Was ich persönlich nicht akzeptiere, sind Lügen um andere Menschen zu übervorteilen und einen persönlichen Vorteil zu gewinnen.Dies zu unterscheiden ist die Aufgabe
von Führungskräften und Personalverantwortlichen. Das bewusst zu machen ist eine Aufgabe, die Persönlichkeit und Vorleben verlangt.
Das ist dann auch Authentizität.
Wir können sie erlernen.